Endlich genug Zeit zum Üben? – Was Musiker*innen unter Quarantäne wirklich machen
- schreibenhilft
- 26. März 2020
- 2 Min. Lesezeit
Es ist März 2020. Das Coronavirus hat sich in ganz Europa ausgebreitet. Die ganze Welt scheint still zu stehen, niemand steht mehr von der Couch auf, alle liegen nur noch herum, schauen sich schlechte Serien an und versuchen, die Zeit irgendwie zu genießen. Alle Schulen und Universitäten sind geschlossen, deshalb ist Unterricht nur noch über das Internet möglich.
Doch eigentlich bringt die Situation auch etwas Positives mit sich, denn nun müssten die Musiker*innen dieses Landes genug Zeit zum Üben haben. Nichts und niemand hält sie auf, 18 Stunden täglich zu üben, die ganz Motivierten wollen sogar ganze 40 Stunden schaffen. Aber große Pläne schmiedet man leicht, die Umsetzung dagegen ist um einiges schwieriger. Hier ein kleines Beispiel: den Tagesablauf einer Musikerin, die eigentlich vorhatte, „in den Corona-Ferien mal endlich nach 10 Jahren wieder gscheit zu üben“.
5.30: Das schrille, laute Geräusch des Verderbens reißt sie aus ihren Träumen. „Scheiße. Ich muss in die Schule. Aber… bin ich nicht unter Quarantäne? Waaaaas…? Warum…? Hääää? Ahhh ich Trottel hab vergessen den Wecker abzustellen. Niiiiice, dann kann ich ja noch weiterschlafen.“…
9.00: Sonnenstrahlen erleuchten das Zimmer und wecken sie erneut. „Boah blöde Sonne, ich will noch schlafen… ohaaa schon 9 Uhr. Naja, ich hab ja eh den ganzen Tag Zeit, da kann ich wohl noch ein bisschen im Bett liegen bleiben. So um 10 steh ich dann auf. Oder so.“
12.00: „Warte… was? Die Zeit ist aber schnell vergangen. Aber ist nicht schlimm, ich hab ja noch den ganzen Tag Zeit. Am Nachmittag tu ich dann was.“ Das Mittagessen der Musikerin besteht aus Keksen, Ben&Jerry´s Eis und Chips, die sie schon vorsorglich am Vortag gehamstert hat. Dabei beginnt sie, eine Netflix Doku über Sekten anzuschauen.
15.00: „okay… um 4 mach ich was und beginne, zu üben. Dann hab ich ja immer noch voll viel Zeit.“
16.00: „noch 30 Minuten... dann fang ich an.“
16.30: „Oha ein einstündiges Interview mit dem Kurz wird mir auf YouTube vorgeschlagen… das muss ich mir jetzt unbedingt anschauen, ich kann ja nachher üben, ich habe Zeit.“
17.30: „Hmm aber jetzt so kurz vor dem Abendessen anzufangen hat auch keinen Sinn… jaa ich mach´s einfach nachher noch. Aber dann wirklich!“
19.00: „Warum ist denn jetzt die Zeit wieder so schnell vergangen? Ich muss jetzt wirklich wirklich begi… ohh ein neues YouTube Video von TwoSetViolin… und Instagram muss ich ja auch noch ganz schnell abchecken… nur ganz ganz kurz… nur 5 Minuten…“
20.00: „Well, das war jetzt aber nicht kurz sondern eher van der Bellen. Nun muss aber wirklich gearbeitet werden. So, wo sind denn meine Noten? Irgendwo unter diesem Stapel wahrscheinlich… aber ich hab jetzt voll keine Lust die zu suchen. Ich kann ja einfach Tonleitern spielen und dann morgen die Stücke üben… Aber Tonleitern sind ur zach… Ich könnte ja auch einfach jetzt wieder ins Bett gehen und morgen üben… es ist sicher nicht schlimm, mal einen Tag auszulassen… jaa so mach ich´s, morgen üb ich aber dann wirklich, ganz bestimmt.“
1.00: Die Musikerin sieht sich noch immer belanglose Netflix Dokus an. Wann sie schlafen gehen wird und ob sie in den 5 Wochen Quarantäne überhaupt etwas anderes machen wird, als faul herum zu liegen, steht nicht einmal in den Sternen, denn die sind von den Wolken bedeckt.
{Veronika Schmalwieser}

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