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Tatütata. Das Katastrophen-Syndrom

Fühlen Sie sich hilflos?

Es ist schockierend, wie stark sich das Leben innerhalb kürzester Zeit verändern kann. Auf einmal darf man seine Freundinnen und Freunde nicht mehr sehen. Um das Haus zu verlassen, braucht man eine gültige Rechtfertigung. Und wenn man erst draußen ist, fühlt es sich so an, als würde man in einer Geisterstadt leben. Die wenigen Menschen, die einem entgegenkommen, blicken suspekt und wechseln daraufhin die Straßenseite. Wenn man das Fenster öffnet, hört man das “Tatütata” einer Ambulanz. Wenn Familienmitglieder im Ausland leben, muss man sich gedulden. Auch ältere Menschen wird man sehr lange nicht mehr - hoffentlich überhaupt noch - sehen.

Als ich mich in meinem Umfeld umsah und die Reaktionen verschiedener Menschen beobachtete, musste ich an das Katastrophen-Syndrom denken. Dieses beschreibt ein Phänomen, das bei Menschen nach Naturkatastrophen eintreten kann. Demzufolge reagieren wir vorerst mit Tatendrang, jener weicht aber schließlich Passivität, gegebenenfalls sogar Depression. Aber warum reagieren wir auf diese Art?

Das Modell der Erlernten Hilflosigkeit beschreibt dieses Phänomen folgendermaßen: Menschen versuchen vorerst sich aus ihrem Schicksal zu befreien. Nach wiederkehrenden Rückschlägen realisieren sie, dass ihre Reaktionen keinerlei Auswirkungen auf Geschehnisse haben. Sie erwerben, keine Kontrolle zu besitzen und reagieren mit Passivität, da sie keinen Sinn mehr hinter ihren Taten erkennen.

Vielleicht lässt sich das Katastrophen-Syndrom auch auf unsere Situation übertragen. Anfangs sind wir aktiv: Menschen tätigen Hamsterkäufe, helfen anderen, informieren sich ...

Aber nachdem sie tagtäglich die bedrückenden Nachrichten lesen, lernen einige, dass man sich noch so bemühen kann und der Situation scheinbar trotzdem ausgeliefert ist. Daraufhin verfallen einige von uns in Erlernter Hilflosigkeit: Sie liegen den ganzen Tag im Bett und starren auf ihr Handy. Der Tag zieht sich einerseits in die Ewigkeit, andererseits vergeht dieser, ohne dass sie etwas leisten. Es fühlt sich so an, als würde das Leben pausieren, denn sie leben nicht, sondern warten.

Vielleicht haben Sie selbst schon Hilflosigkeit erlernt?

Die Symptome umfassen unter anderem:

Motivationale Defizite: Fühlen Sie sich passiv und antriebslos?

Kognitive Defizite: Haben Sie Konzentrationsprobleme? Brauchen Sie lange für Aufgaben, die Sie früher schnell bewältigen konnten?

Emotionale Defizite: Haben Sie das Gefühl, selbst Ihre Leidenschaften lassen Sie kalt?

In dieser sehr speziellen Zeit, in der wir leben, ist es umso wichtiger, zumindest scheinbare Kontrolle zu besitzen. Darum empfiehlt es sich, produktiv zu sein.

Bringen Sie sich dazu, ein Buch zu lesen!

Bringen Sie sich dazu, einen Arbeitsauftrag fertigzustellen!

Bringen Sie sich dazu, Sport zu machen!

Bringen Sie sich dazu, Pflanzen auszusäen!

Bringen Sie sich dazu, einen Text zu schreiben!

Bringen Sie sich dazu, ein Bild zu malen!

Bringen Sie sich dazu, kleinere Aufgaben zu erfüllen!

Bringen Sie sich dazu, einen Zusammenhang zwischen Ihren Reaktionen und den darauffolgenden Konsequenzen zu erkennen!

Bringen Sie sich dazu, keine Betroffene / kein Betroffener Erlernter Hilflosigkeit zu werden.



{Anna Fidrmuc}







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