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Wer bin ich - wenn ich und mein Leben still steht?

  • Autorenbild: schreibenhilft
    schreibenhilft
  • 16. Apr. 2020
  • 3 Min. Lesezeit

Viel öfters sollten wir uns im Leben die Fragen stellen, die existentiell zu sein scheinen: Wer bin ich? Was zeichnet mich aus? Was sind meine Stärken und Schwächen? Wo liegen meine Ressourcen? Und: Wer bin ich und wie will ich leben? Mit wem will ich leben? (Und mit wem nicht mehr?)  Und wohin gehe ich eigentlich?                                                               

Endlich hab ich geglaubt auf so manche dieser Fragen halbwegs ganz viele unterschiedliche, nicht eindeutige und schon gar nicht monokausale Antworten gefunden zu haben. Antworten, die nicht endgültig sind. Antworten, die nur eine Momentaufnahme meines bisherigen und derzeitigen Lebens darstellen. Aber Antworten, die einem sich selbst und die eigenen Vergangenheit und Gegenwart besser verstehen lassen.                                      

Und dann kam von einem Moment auf den anderen eine eindeutige, gar monodirektionale Antwort auf Corona: Lockdown, Home-Office, Ausgangssperre und social distance.

Und in Verbindung mit der Reduktion auf sich selbst (und wer sagt, dass das leicht ist, der verdrängt, bagatellisiert, kompensiert oder lügt schlichtweg:)  werden so manche zuvor geglaubten Antworten wieder ganz schnell zu sehr vielen Fragezeichen in meinem Kopf, die es wieder einmal neu zu hinterfragen, neu anzuzweifeln gilt, denn Zweifel sind ja schließlich Findungsprozesse. 

Findungsprozesse in der Corona-Zeit. Denn es geht im Leben ja bekanntlich nicht immer um Antworten, sondern und besonders um die Fragen, die man sich immer wieder neu stellen soll/kann und manchmal auch muss:

Wer bin ich, wenn ich und mein Leben still steht?

Wer bin ich, wenn ich nur mir selbst überlassen bin?

Wer bin ich, wenn all das, was ich geglaubt habe zu sein, nicht mehr oder nur in eingeschränktem Ausmaß ausleben darf?

Wer bin ich, wenn ich nicht mehr jeden Tag so wie früher meiner Arbeit nachgehen kann?

Was zeichnet mich aus, wenn so vieles von mir nicht mehr nach außen getragen werden kann?

Was bringen mir meine Stärken, wenn sie nicht mehr so zum Ausdruck kommen können?

Was bringen mir meine Schwächen, wenn ich mit ihnen niemanden den letzten Nerv rauben kann?

Was macht mir noch Freude, wenn ich all die mir Freude bereitenden Aktivitäten nicht mehr ausüben kann?

Was macht mir noch Freude, wenn ich sie nicht mehr uneingeschränkt teilen kann?

Wo liegen meine Ressourcen, meine Kraftquellen, meine Anker im Leben, gerade dann, wenn ich sie am meisten brauche? Was hilft mir jetzt besonders? Wie kann ich mir selbst etwas Gutes tun, nicht nur jetzt, sondern auch danach?

Wie will ich jetzt im Moment – unter Berücksichtigung der eingeschränkten Möglichkeiten leben? Wie will leben, wenn die Corona-Zeit vorbei ist?

Mit wem will ich leben und das Leben (wieder?) genießen, wenn diese Zeit vorbei ist? Mit wem will ich vielleicht nicht mehr meine Zeit verbringen, wenn diese Zeit vorbei ist?

Meine Antwort ist zumindest jetzt und natürlich nur für diesen Moment, nach den bisherigen Wochen der Corona-Ausgangssperre, klar:

Ich bin die, die ich immer war.

Ich kann nur zurzeit (!) nicht alles davon ausleben und zeigen.

Meine Stärken und Schwächen sind die, die sie es immer waren. Manche meiner Stärken aber auch meiner Schwächen kommen jetzt mehr zur Geltung als davor, andere ruhen zurzeit (!) in den Tiefen der Ausgangssperren-Regelung. Denn jede Lebenslage verlangt einem bekanntlich etwas ab.

Meine Ressourcen sind die, die sie immer waren und gerade zurzeit merke ich, wie mich diese Ressourcen, bewusst und gezielt eingesetzt, um mir etwas Gutes zu tun, um für mich und mein Wohlbefinden Sorge zu tragen, durch die Krise tragen und mich in dem ein oder anderen Moment beflügeln und stärken.

Mein Leben ist das, was es immer war. Ich will das Leben leben und genießen, das ich gelebt habe. Ich kann nur zurzeit (!) einen Teil davon nicht leben, es ist jetzt gerade aber auch mein Leben.

Ich will mit den Menschen mein Leben leben und genießen, mit denen ich es schon zuvor geteilt habe. Ich kann nur zurzeit (!) diese Menschen nicht sehen, nicht spüren. Sie sind aber für mich immer noch die gleichen Menschen, für mich bedeuten sie das gleiche wie vorher. Die Verbundenheit hat sich nicht verändert, eher im Gegenteil.

„… [Denn] das Leben bedeutet das, was es immer war.

Der Faden ist nicht durchschnitten. “ [Charles Peguy]



{Anna Vonwald}







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